Schüleraustausch Karlsruhe – Compiègne (Frankreich)

Die Carl-Benz-Schule in Karlsruhe hat uns eine tolle Möglichkeit gegeben, unsere Ausbildung als KFZ-Mechatroniker noch vielseitiger zu gestalten, als sie bereits ist. Am Ende des 2. Lehrjahres ergab sich die Möglichkeit, an einem Schüleraustausch mit der französischen Stadt Compiègne und deren Schülern zu machen.

Für mich stand damals fest, dass ich so etwas schon immer erleben wollte und ich ergriff umgehend die Möglichkeit, mich bei dem zuständigen Lehrer zu melden, damit ich im Austauschprogramm aufgenommen werde. Nach Rücksprache mit meinem Ausbildungsbetrieb, dem S&G in Bretten und meiner zuständigen Personalabteilung, die mich bei dem Austausch unterstützen, stand mir nichts mehr im Wege.

Nachdem die Schüler aus Compiegne im Frühjahr 3 Wochen bei uns waren, erfolgte nun der Gegenbesuch.

Am Montag um 11:30 Uhr für der ICE vom Karlsruher Hauptbahnhof mit einer Geschwindigkeit von über 300 km/h direkt in das Zentrum von Paris. Von hieraus nahmen wir den nächsten Zug, und ließen uns direkt in das circa eine Stunde entfernte Compiègne fahren.

Die Hinreise war sehr bequem und komfortabel. Dank optimaler Planung und Organisation der Lehrer, haben wir alle sicher das Ziel erreicht und waren gegen späten Nachmittag in unserem Hostel, das Maison de l’europe, eingetroffen. Es war eine sehr einfache Unterkunft, in der Sauberkeit und Komfort leider schwer zu finden waren. Allerdings hat die Vorfreude und Nervosität auf das bevorstehende Abenteuer diese Defizite schnell verschwinden lassen.

In der ersten Woche hatten wir vormittags einen Tandemsprachkurs. Hier lernten wir, uns in der jeweiligen Fremdsprache vorzustellen. Auch das Zählen bis 100, sowie die Wochentage, wurde uns beigebracht. Diese Kenntnisse konnte ich in den nächsten Wochen super einsetzen. Der Kontakt zwischen den französischen Mitschülern nahm täglich zu. Man lernte neue Leute beim Mittagessen in der Schulkantine kennen und beim Fußballspielen auf dem örtlichen Bolzplatz.

Am ersten Mittwoch in Frankreich besuchten wir die Hauptstadt. Viele Schüler waren das erste Mal in Paris. Für mich, auch wenn ich schon zwei Mal dort war, war es ein schönes Erlebnis. Wir machten eine Schifffahrt auf der Seine, bestiegen den Eiffelturm und liefen über die Champs-Élysées. Wir bekamen täglich ein Lunchpaket zum Mittagessen, welches meistens aus einem Tunfischsalat, einem Obst sowie Chips und einem Jogurt bestand. Um den Hunger zu stillen war es super, aber geschmeckt hat es nicht wirklich gut.

An unserem ersten Samstag war ein besonderer Tag für die Geschichte von Frankreich und Deutschland. Im Wald in Compiègne wurde genau vor 99 Jahren der Vertrag für den Waffenstillstand beider Länder nach dem ersten Weltkrieg unterzeichnet. Ein hoher politischer Besuch war anzutreffen. Unter anderem der französische Premierminister Édouard Philippe, der uns in seiner Rede erwähnte. Auf einem Rundgang nach seiner Rede schüttelte er vielen Anwesenden die Hände. So auch unserem Lehrer, der ihm dann die Grüße der Stadt Karlsruhe und der Carl-Benz-Schule überbrachte. Die Gedenkfeier wird in Compiègne als Erinnerung an die gefallenen Soldaten und den Frieden zwischen Deutschland und Frankreich vollzogen, und nicht als die Niederlage Deutschlands.

Sonntags fuhren wir mit dem Bus nach Amiens, in die Hauptstadt der Picardie. So wird das Bundesland in Frankreich genannt, in dem sich auch Compiègne befindet. In Amien befindet sich der höchste Dom Frankreichs, die Notre Dame d’Amien. Ein schönes Gebäude der Region. Im Inneren war es hell, was ich für einen Dom besonders fand.

Ab der zweiten Woche begann das Arbeiten in den französischen KFZ-Betrieben. Ich arbeitete bei einer Vertragswerkstatt von Mercedes Benz, welche den Namen Techstar 60 trug. Bereits am ersten Arbeitstag durfte ich gleich richtig ran ans Geschehen. In Kooperation mit meinem französischen Tandempartner Dylan, haben wir einen Generator bei einer E-Klasse getauscht. Es erinnerte mich vieles an meine Heimatwerkstatt. Ich fühlte mich vom ersten Augenblick nicht fremd, weil ich sehr vertraut mit der Marke Mercedes bin. Einbauanleitungen und Teilenamen auf Ersatzteilen waren zum Großteil in deutsch geschrieben, was mir das Arbeiten erheblich erleichterte. Auch die Kommunikation mit den französischen Gesellen fiel mir leichter als gedacht. Mit Hilfe meiner Englischkenntnisse und dem Google Translator war die Verständigung kein Problem. Im Großen und Ganzen ist das Arbeiten in französischen Werkstatt das Selbe wie in der Deutschen. Die wesentlichen Unterschiede liegen bei der Arbeitsgeschwindigkeit und der Genauigkeit. In meinem Auslandsbetrieb herrschte ein langsameres Arbeitstempo und viele Schrauben wurden von Hand festgezogen, statt mit dem vorgeschriebenen Drehmoment. Organisatorisch war Techstar 60 gut ausgerüstet. Es gab einen LCD-Bildschirm, auf dem alle Aufträge erfasst sind. Diese wurden den Gesellen am Anfang des Tages zugeteilt, und mussten bis zum Feierabend erledigt werden. Der Kontakt zwischen Werkstatt und Kundenannahme wurde stets aufrecht erhalten und jeder wurde gleichermaßen beschäftigt. Von 12-14 Uhr war Mittagspause. In diesem Zeitraum aß ich mein Lunchpaket im Pausenraum. Die meisten Gesellen führen zu den nahe gelegenen Fast Food Restaurants, machten Sport oder fuhren nach Hause, um zu essen. Offizieller Feierabend war pünktlich um 17:30 Uhr. Davor wurde der Boden gereinigt, die Werkzeuge aufgeräumt und der Müll entsorgt. Ordnung war in der Mercedes-Benz Werkstatt wichtig, das wurde mir bereits am ersten Arbeitstag klar gemacht

Fazit:
Meiner Meinung nach war der Austausch ein großer Erfolg. Ich habe viel mehr gelernt, als ich erwartet habe. Es machte unglaublich Spaß, neue Leute kennen zu lernen, sich eine neue Sprache anzueignen, sowie in einem fremden Land zu arbeiten. Die französische Lehrerin, die uns betreute, hat gute Arbeit geleistet und uns eine tolle Zeit in Frankreich ermöglicht. Man sollte gute sozialen Fähigkeiten besitzen. Mit fast fremden Leuten in einem Zimmer zu schlafen und ein Badezimmer zu teilen, ist nicht immer so leicht gefallen. Zum Glück waren die deutschen Mitschüler sehr nett. Ich fühlte mich wohl, niemand war geizig, unhöflich oder schlecht gelaunt. Wir kamen super miteinander aus, und ich habe viele neue Freunde gewonnen. Einen solchen Austausch würde ich auf jeden Fall weiterempfehlen. Allerdings sollte man bereit sein, mit vielen neuen Situationen klar zu kommen, die auf den ersten Blick nicht immer leicht scheinen. Man sollte nicht teilnehmen, nur um sich von der heimatlichen Aufgaben zu drücken, sondern weil man Interesse an etwas Neuem hat. Nach dem Austausch habe ich eine Menge Erfahrung dazu gewonnen. Im Beruflichen- und Sozialleben habe ich neue Fähigkeiten erlangt. Meine Französischkenntnisse haben sich sehr verbessert und mein Englisch auch. Ich weiß mich in einem fremden Land besser zurecht zu finden, wenn es um öffentliche Verkehrsmittelverbindungen geht, und kann auch mal mein Essen auf französisch bestellen.

Ich finde diese drei Wochen sind unbezahlbar und hoffe, die Carl-Benz-Schule ermöglicht anderen Berufsschülern, ebenfalls solche Erfahrungen zu machen.